12.09.2016
Puh, war das eine Nacht. Das Bett ist so unbequem, dass man kaum schlummern kann. Mein Fell ist bestimmt ganz stumpfig.
Um 7 Uhr stehen wir auf und machen uns fertig. Eigentlich fährt unser Zug zwar erst um 8.45 Uhr ab, aber Susi braucht noch vorher einen Kaffee. Den gibt es bei McDonalds, der ist direkt neben dem Bahnhof. Nochmal flott auf die keramische Abteilung im Bahnhof, und schon sitzen wir in Gondola 20.
Hier ist Tag der offenen Fenster. Naja, wenn es denn Fenster geben würde. Gibt es aber nicht. Wir haben die Plätze 6 und 7 auf der rechten Seite. Das ist gut, weil dann sitzt man auf der Seite, wo es schöniger ist. Zumindest hat Thilo das so ausgeknobelt. Zurück fährt man dann aber auf der anderen Seite, weil die Lok dann am anderen Ende drangeschraubt wird. Pünktlich wie die Eisenbahn kommt die Lok angetufft.
Mit einem lauten Schepperpengkrong fährt sie gegen den Zug. Wenns knallt noch ein Meter haben sie dem Lokführer wohl bei der Ausbildung gesagt. Pünktlicher als es die Bahn zuhause es jemals schafft, tutet die Lok, und dann rattern wir los. Hier in Durango sind wir 6520 Füße hoch, und es sind 45,2 Meilen bis Silverton. Mit der halsbrecherischen Geschwindigkeit von 18 Meilen pro Stunde tuckern wir jetzt dorthin. Mit Tankpausen (gepieselt wird während der Fahrt in den Restrooms) dauert das dann 3 Stunden 30 Minuten.
Die Lok scheint von Volkswagen optimiert worden zu sein, anders kann ich mir das Bild nicht erklären. Ist wohl das neue Modell VW Loko in der Ausführung Motive. Und weil ein Mo drin ist, ist das was Gutes!
Zuerst tuckern wir mit dem Loko am Hwy 550 entlang immer geradeaus. Das dauert so ungefähr 1 Stunde 10 Minuten. Fast Zeit, eine ausgiebige Fellpflege zu machen.
Apropos Fellpflege. Heute morgen sind es 11 Grad in Durango, aber die Sonne scheint schön vom Himmel. Die Sonnenbrille braucht man aber eigentlich auch, wenn die Sonne nicht scheint. Die VW-Lok hat nämlich scheinbar keinen Rußpartikelfilter. Und riechen tut sie auch. Für Monas und mein Fell ist das gar nichts. Deswegen verkrümeln wir uns mal kurz in den Rücksack. Krümel ist ein gutes Stichwort. Gerade begegnen uns die Cracker. Auf die Nektarinen setzen wir uns einfach drauf. Die Strecke wird immer schmaliger und es geht immer weiter berghoch. Unser VW tufft wie ein wilder, zwischendurch tutet er auch immer sehr lustig. Sollte wohl mal ein Schiff werden. Schiffsdiesel werden ja mit Schweröl betrieben, das würde auch einiges erklären...
Hier unser Tufftuff mal nah.
Und einmal mit Aussicht.
Die Landschaft ist schönig. Das unten im Tal ist übrigens der Animas River.
Hier geht es ziemlich steilig runter. Moment, ich habe da noch ein Bild.
Die Strecke ist nur so breit, wie es der Zug braucht.
Und irgendwie scheinen die beim Bau keine geraden Schienen gehabt haben. Also auch keine einzelne gerade Schiene ist dabei. Das ist ein Gewackel und Geruckel. Ständig links, rechts, oben, unten, vor, zurück.
Jetzt halten wir an, unsere Lok braucht ein Futter. Kohlen hat sie genug, aber Wasser ist alle. Gut das hier genug Wasser vorhanden ist.
Weiter geht die Fahrt. Frisch gestärkt, dampft es sich umso besser.
Nach noch einem Zwischenstopp zum tanken, tuckern wir langsam nach Silverton. Das ist 9273 Füße hoch und auch 45,2 Meilen von Durango entfernt.
Jetzt ist es 12.15 Uhr, und um 14.20 Uhr sollen wir wieder an Bord sein. Was kann man da besseres tun, als was futtern zu gehen? Aber nicht in die Bude, direkt gegenüber von der Haltestelle mitten in der Stadt ist. Wir gehen zum Brown Bear Cafe. Hier gibt es ganz anständige Burger für nicht zuviel Geld. Überhaupt besteht die Stadt fast nur aus Souvenir-Shops und Restaurants. VW scheint hier in der Gegend übrigens nicht nur bei Lokomotiven schwer angesagt zu sein.
In Silverton gibt es auch nur eine geteerte Straße. Das ist der Hwy 550. Der Rest ist Dreckstraße.
Um 14 Uhr kommt unser Zug angetuckert.
Wir sausen wie der Wind zu unserer Gondola 20.
Und hüpfen rein. Adleraugen erkennen, dass es etwas aufgefrischt hat. Hier sind es auch nicht viel mehr als 15 Grad, aber dicke Wolken und Wind sind im Angebot. Mona und ich frösteln schon ein wenig, deswegen hüpfen wir nach dem Foto auch wieder in den Rücksack.
Thilo die olle Frostbeule würde noch ne Heizdecke nehmen. Aber das ist hier keine Kaffeefahrt. Obwohl, Kaffee usw. gibt es im Verpflegungswagen
Es regnet wie aus Kübeln, aber nassig werden wir nicht. Noch nicht mal die Sonnenbrille braucht man für gegen den Staubrußdingsbums. Susi zieht sie trotzdem auf, weil es ihr an den Augen zieht.
Wir könnten zwar auch nach drinnen in den Waggon umziehen, aber wir sind doch keine Warmduscher.
Nach einer Stunde hört der Regen langsam auf, und wir tanken mal wieder.
Kurz drauf kommt die Sonne raus, und wir tuckern durch die Landschaft zurück. Langsam reicht es uns aber auch.
Der Rückweg auf der anderen Seite ist ziemlich langweilig, außerdem brutzelt einem hier jetzt die Sonne genau in die Augen.
Kurz nach 18 Uhr fahren wir unter lautem tuten in Durango wieder ein und steigen aus.
Susi holt sich bei Starbucks noch einen Kaffee, und dann
fahren wir mit Yuki zum Motel. Heute machen wir sonst nichts mehr. Noch ein
wenig TV schauen, und dann mal sehen, ob wir besseriger schlummern können.
Morgen fahren wir dann nach Grand Junction. Das Hotel dort kennen wir schon.
Das hat das bequemigste Bett in Merika. Zumindest haben wir das letztes Jahr
gesagt.